Versailles-Chicago-Ludwigsfelde

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Der real existierende Sozialismus hat in Deutschland inzwischen vor mehr als einem Vierteljahrhundert seinen erschöpften Geist ausgehaucht. Einzig sein architektonisches Vermächtnis hat hier und dort noch überdauert. Aber während Königreiche wenigstens imposante Schlösser hinterlassen haben, bleiben von der DDR hauptsächlich LPG-Kiesputz-Fassaden. Ein gut erhaltener Vertreter ist die Geräteturnhalle im Potsdamer Sportpark „Luftschiffhafen“, an der ich auf dem Weg zum Lauftraining vorbeikomme. Baujahr 1957 – damals war Konrad Adenauer Bundeskanzler der BRD, die Sowjetunion hatte mit dem Satelliten „Sputnik“ die Nase im Rennen um den Weltraum vorne und in der DDR hat man solche Sporthallen gebaut:

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Dass ich heute im „Luftschiffhafen“ Lauftraining mache, habe ich eigentlich dem ersten Weltkrieg, oder genau genommen dem Versailler Vertrag zu verdanken. Denn bis 1918 befand sich dort, wo heute die Turnhalle steht, eine Zeppelinwerft. (Liebe Berliner Flughafenversager, rechnet jetzt mal kurz mit, wie schnell das damals ging!)  1910 hatte der Konstanzer Luftschiffpionier Graf Zeppelin – auch der „Narr vom Bodensee“ genannt – ein 25 Hektar großes Waldareal gekauft und zum Landeplatz für Luftschiffe umgebaut. Bereits 1911 landete Graf Zeppelin das erste Luftschiff in Potsdam  – es war die LZ-10 „Schwaben“. 1912 folgte dann auf dem Gelände der Bau der damals größten Luftschiffhalle Deutschlands. In der Folge sollte Potsdam zum europäischen Luftfahrtzentrum ausgebaut werden. Tja…nur wie so oft in der Deutschen Geschichte wurde dann aus einer guten Idee Luftschiffhafen1913HansaHalleein Rüstungsprojekt – ab 1914 wurden in Potsdam Luftschiffe für den ersten Weltkrieg gebaut, mit denen die Deutschen unter anderem London bombardierten. Nach Kriegsende musste 1920 laut Auflage des Versailler Vertrags die Luftschiffhalle abgerissen werden. Ab Mitte/Ende der zwanziger Jahre legte die Stadt auf dem vor sich gammelnden Gelände einen Sportpark an…und genau dort renne ich jetzt einmal die Woche im Kreis rum….auch gerne mal bei Kälte und bei Regen. Und von beidem habe ich derzeit ziemlich gründlich die Schnauze voll.

Deshalb hatte ich für den ersten Testlauf des Jahres am vergangenen Wochenende in Ludwigsfelde auch Sonne bestellt. Und anscheinend hatte ein höhere Macht ein Einsehen, denn an einem ansonsten echt verregneten Wochenende war es Samstagmittag beim „Frühlingslauf“ tatsächlich sonnig und warm. 14 Kilometer durch den sandigen, Waldboden Brandenburgs – da war man gut beraten sich auf den Boden zu konzentrieren – zumal  in der Nacht vorher Wildschweine auf der Strecke waren.

Dass Ludwigsfelde ein Cross-Lauf ist, wurde mir aber irgendwie erst klar, als Christian und ich dort ankamen. Kurzerhand hab die Adidas-Boost-Schläppchen in der Tasche gelassen und etwas festeren Asics von der Anreise einfach anbehalten. Insgesamt ging der Lauf ganz schön in die Beine, aber mit knapp 1h:19min habe ich meine Testzeit für den Halbmarathon geschafft – und – tatahhh… – ich bin nicht mehr letzter geworden ;)). Vielleicht schaffe ich es das nächste Mal sogar, so schnell zu sein, dass vom Kuchenbuffet im Ziel noch was übrig ist…Erkenntnis 2016 Nummer 10: Das Leben bleibt eben einen eine Baustelle. 

Ach ja…die Bewerbungsphase für Chicago ist angelaufen…jetzt heißt es abwarten und auf das Losglück hoffen..und wie das in Amerika so ist, wird auch gleich die Kreditkarte belastet… 😉

Chicago

One more tune/10:Trombone Shorty: Buckjump
Diesmal ein jazzig/funkiges Stück, das ich gerne zum Anfang eines Laufs höre, weil es so schön Tempo macht. Mit richtigem Namen heißt der Musiker Troy Andrews. Aber weil er bereits als fünfjähriger Pimpf in seiner Heimat New Orleans bei Umzügen die Posaune geblasen hat, nannten ihn die Jungs im Mississippidelta einfach „Trombone Shorty“. Ich finde diesen Take auf YouTube super, weil die Jungs nicht nur lässig sind, sondern weil man das Gefühl hat, mit Ihnen in ihrer Werkstatt zu stehen.

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