„Zweiundvierzig“

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„It’s important not to think.“ Zaphod Beeblebrox‘ Helm (Nachbau) 

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„Läufst Du vor irgendwas weg?“ Da stand sie diese Frage, schwarz auf grau, in diesem Facebook-Chat, den ich eigentlich so gut wie nie benutze. Hingeschrieben von einer Frau, die ich so gut wie nicht kenne. Wir hatten bis zur 10. Klasse dieselbe Schulbank gedrückt, das war’s. Irgendwie fühlte ich mich seltsam ertappt, und dann ins Grübeln gebracht. Was soll man denn darauf antworten? Vielleicht: Dass mir gefühlt das Leben im Wochentakt zwischen den Fingern zerrint? Oder, dass mir die Welt von Tag zu Tag ein komplizierter Ort wird? Oder: „War is just one shot away“, verbunden mit der Forderung, dass 2017 die Rolling Stones den Literaturnobelpreis kriegen sollten. Oder es vielleicht einfach mit Jean Paul Sartre versuchen: „Die Hölle, das sind die anderen“.

Das ist zwar alles richtig, nur Laufen ändert daran leider wenig. Zumal das mit dem Weglaufen ja so eine ähnliche Sache ist wie mit dem Weg-Reisen. Egal wohin man fährt oder läuft, man hat sich selbst ja immer im Gepäck. Deshalb spielt es auch überhaupt keine Rolle, vor was ich weglaufe. Viel wichtiger ist, wohin ich laufe. Leider habe ich aber auch darauf keine richtige Antwort gefunden. Vielleicht werde ich es wissen, wenn ich angekommen bin. Vielleicht auch nicht. Und sind vielleicht alle Fragen einfach „unpräzise“ und die Antwort lautet ohnehin immer 42. Ja, genau: 42! Und in Hongkong lächelt wissend genau jetzt ein Mann mittleren Alters und nickt. Wetten?

Bevor jetzt aber einer von Euch zum Hörer greift und zwei freundliche, aber  bestimmt dreinschauende Männer beauftragt, mich mit einer Zwangsjacke abzuholen, sei ein Einschub zur Aufklärung erlaubt…Machen wir uns mal für einen Moment nichts vor: Per Anhalter durch die Galaxis ist kein Roman. Und die Welt ist in Wirklichkeit nur eine Computer-Simulation! Falls jemand immer noch daran Zweifel hat, bitte bei Google den folgenden Satz eingeben: „the answer to life the universe and everything“. Und auf Antwort warten.

wp_20161015_20_03_43_proSchlimm…alles Bier im Berliner Späti…nur eine Simulation

Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine außerirdische Kultur hat bereits vor längerem einen Computer namens Deep Thought gebaut, der die Antwort auf die Frage aller Fragen errechnen sollte, nämlich die „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Deep Thought war so leistungsfähig, dass er zum Zeitvertreib über die Vektoren sämtlicher Teilchen des Urknalls meditiert hat. Und nach einer Rechenzeit von 7,5 Millionen Jahren hat er folgenden Antwort ausgespuckt: 42. Diese Antwort ist natürlich total unbefriedigend, aber der Computer hat zurecht darauf hingewiesen, dass die Frage niemals präzise gestellt wurde (“I think the problem, to be quite honest with you, is that you’ve never actually known what the question is.”). Da er sich selbst aber auch nicht in der Lage dazu sah, die Frage zu ermitteln, hat er vorgschlagen, einen noch größeren, von ihm erdachten Computer zu bauen, so komplex, dass das organische Leben einen Teil seiner Arbeitsmatrix bildet. Dieser Computer ist der Planet Erde, der die ihm gestellte Aufgabe jedoch nicht abschließen kann, weil er fünf Minuten vor Ablauf des Programms im Rahmen des Verkehrsprojekts einer Hyperraumumgehungsstraße vom Volk der Vogonen gesprengt werden wird. Das erklärt übrigens auch den Trump’schen Wahlsieg und den ganzen anderen Rest. 

Im Lichte dessen, dass wir also offensichtlich im Wartesaal eines vogonischen Abrissprojekts herumleben ist die Frage, vor was ich weglaufe oder wie eigentlich der der Lauf in Chicago war, nun wirklich total Banane. Da es aber auch keinen Grund zu der Annahme gibt, dass im Universum der Bau von Hyperraumumgehungsstrassen relativ gesehen weniger Zeit brauchen als der Bau des Berliner Flughafens in der Simulation Erde, habe ich beschlossen mich für die kommenden Jahrzehnte zurückzulehnen und mit der Lauf-Planung für das kommende Jahr zu beginnen.

wp_20161009_08_13_34_proDie Menschen stehen staunend vor Vogonischen Raumschiffen 

Aber vorher noch kurz…wie war Chicago? Der Lauf in Chicago war ein Traum….oder besser gesagt ein perfekter Zeitabschnitt der Simulation Erde. Ich hatte das absolute Glück, dass das Wetter an diesem Tag zu 100 Prozent gepasst hat. Der Nachfolger von Deep Thought hat an dem Tag blausten Himmel, eine grandiose Wolkenkratzer-Kulisse und Zuschauer entlang fast der gesamten Strecke simuliert. Alles war super organisert – nirgends Schlangen – mit Ausnahme vor den Toilettenhäuschen entlang der gesamten Strecke – was mir  bei Kilometer 25 oder so mehrere Minuten Anstehen am Klohäuschen beschert hat…ich hatte einfach zuviel getrunken und so mal kurz ins Gebüsch ist in der USA-Simulation nicht möglich – überhaupt nicht. Es sei denn, man will unter Triebtäter-Verdacht in der nächsten Polizeireviersimulation landen. Auf dem Weg zum Start hatte sich dann noch meine Uhr verabschiedet – Blackout – vermutlich ein weiterer Wink der Vogonen, das mit dem Laufen nicht zu Ernst zu nehmen – also gings ohne Uhr über die Startlinie. Ich habe auf den ersten Kilometern zwei, drei Läufer gefragt, welche Pace sie laufen…da kamen dann aber Antworten wie 9.5 oder 10….ahja…klar…die Amis rechnen ja in Minuten pro Meile…wie war das nochmal…1,8 Kilometer, ne quatsch das ist die Seemeile…1,6 Kilometer pro Meile? Also 9,5 auf 1,6 Kilometer….macht….5,xx… das war mir dann irgendwie doch zu kompliziert.

wp_20161009_11_32_06_proTausende versuchen zu Fuß zu fliehen…
Deshalb bin ich einfach nach Gefühl drauflosgerannt…über Brücken, zwischen Hochausschluchten und durch die verschiednen „Neighborhoods“ Chicagos, von der wirklich jede anders aussieht. Es war ein großartiger Lauf und alles hat einigermaßen gepasst, aber so ab Kilometer 30-32 wurde es zäh in den Beinen und ich bin langsamer geworden – da baut wahrscheinlich der Computer Erschöpfungszustände ein – schon genial gemacht! Bei Kilometer 39 oder so (Mile 24) muss ich wohl so abgekämpft ausgesehen haben, dass eine ältere Dame, dem sehnigen Aussehen nach aber eine zähe Läuferin neben mir auftauchte: High-Five, einmal Abklatschen, einmal Lächeln. Ohne das ein Wort gefallen war, lautete ihre Botschaft – wir sind bis hierher gekommen, den Rest schaffen wir auch noch. Eine schöne Geste – und irgendwie war das das Signal zum Endspurt. Mit 4:30 habe ich meine Zielzeit von 4:15 nicht erreicht, aber das macht nix. Die Amis lassen es beim Laufen ohnehin relaxter angehen. Meine Platzierung: 13.529 von 39.262 Finishern, damit bin ich knapp hinter dem ersten Drittel gelandet, was mir in Deutschland mit dieser Zeit nicht passieren würde.  🙂

wp_20161009_11_40_32_proImmer Richtung 42…
Darum werde ich wohl nächstes Jahr nochmal versuchen, irgendwo in der Matrix die 42 zu laufen. Also, um ehrlich zu sein…ich habe mich schon angemeldet…in einem Landstrich, den ich läuferisch ehrlich gesagt bis jetzt nicht so auf dem Radar hatte. Aber manchmal muss man sich einfach in den Strom des Schicksals werfen (so’ne Art Random Funktion der Simulation) und schauen an welches Ufer man gespült wird. Ich habe dazu einfach meinen Sohn gefragt, wohin er gerne fahren würde. Denn nach dem Vater-Tochter-Trip nach Chicago steht 2017 „Männerurlaub“ an…seine Antwort war: Irgendwohin, wo es nicht so heiß ist…aha….herausgekommen ist eine Stadt über der diese Flagge weht…

edinburgh2„Es ist bestes…Wetter, der Regen fällt fast lotrecht, nur leicht zur Seite geneigt“. …und in der am 28. Mai 2017 Marathon gelaufen wird. Das ist ziemlich genau in sechs Monaten. So ganz grob heißt das drei Monate für die kurzen Läufe und hoffentlich gezieltes Training für den Rumpf und die Rückenmuskulatur und ab März dann drei Monate für die langen Läufe. Und deshalb endet dieses Wochenende auch die vierwöchige Laufpause….ach, ich hatte mich schon fast an die Faulenzerei gewöhnt…aber schließlich weiss ich auch nicht sicher, ob die Sache mit der Hyperraumumgehungsstraße doch schneller geht als vermutet.

One more Tune 2016/19: Gimme Shelter/Rollling Stones

richards
Sei immer Du selbst.
Es sei denn, Du kannst Pirat sein.
Dann sei Pirat. (Erkenntnis 2016/17) 
Mein Ziel wäre es, irgendwann so zu Laufen wie Keith Richards Gitarre spielt….Er ist bestimmt nicht der Schnellste, aber mit Abstand der Coolste. Vermutlich handelt es sich um das Konzert am 24. August 2003 im Trickenham Rugby Stadion, London – wie immer war ich nicht dabei – Mist!  Apropos coole Leute. Die „Backgroundsängerin“  heißt Lisa Fischer und sie war über 25 Jahre lang  mit den Rolling Stones auf Tournee…was für eine Sängerin…da wird sogar diese Jagger-Simulation erträglich.

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